Review
on the exhibition of Peter Bogers in Galerie
“Im Winter“, Bremen 1992 Ein Video-Aquarium,
installiert von Peter Bogers Ein Mensch wie
im Aquarium, den Blicken des Betrachters freigegeben: hilflose Bewegungen,
ohne Sinn, keine Möglichkeit und keinen Willen zu Befreiung. Ein erwachsener
Körper, der nackt in einer Lösung schwimmt. Zwischen ihm und der Außenwelt
ein Aufnahmeverfahren, in dem nur der Beobachter sein Opfer wie auf einem
Röntgenbild sehen kann. Kein Auge blickt vom Bildschirm zurück; es ist, als
wüßte das Wesen auf der anderen Seite nicht, daß es gesehen wird. Ein
voyeuristischer Blick in eine fremde Welt, zerrissen von Schmerz. Das Aquarium, in dem der Amsterdamer Künstler Peter Bogers einen Menschen
vorführt, der seltsam berührt, existiert nicht wirklich. Drei Bildschirme
erzeugen in der Galerie im Winter
zusammen den Eindruck dreier zusammenhängender Fenster mit Einblick in einen fremden Raum. In ihm
sehen wir, wovor alle Angst haben: zur Schau gestellt, zerlegt zu sein vor
den Augen anderer, ohne sich schützen zu können; Schönheit, die sich in
Häßlichkeit dreiteilt. “Nooo, you don’t understand" ist der Titel einer
Videoinstallation, die den Weg in das Unbewußte auch
akustisch beschreibt. Schreie
der Angst und der Lust, des Schmerzes und der Seligkeit erreichen den
Besucher von der anderen Seite, finden den Weg in verschollene Bereiche des
Ichs. Es ist, als besäßen sie den Schlüssel zum schloß einer Tür, die der
fünktionierende Mensch eher geschlossen hält. Der Blick in das Aquariurm wird zum Blick auf sich selbst. Bogers versteht
es, Sprache, Geschehen und Bilder auseinander zu nehmen und in einer Form
wieder zusammenzusetzen, die dem Gewohnten nichts zu sagen hat. Seine Werke
entführen durch ihre vordergründige Leere in eine bunt gefüllte Welt
dahinter, in der Verborgenes ruht. Vieles davon ist schwer zu ertragen. Die Ausstellung wird begleitet von Aufnahmen älterer Werke, die Einblick
verschaffen in bläuhche Münder, die sich winden wie Quallen und zwischen
knallgelben Zahrireihen eine Art Gesang hervorbringen und in einem Alptraum
aus grünem Gallert langsam ersticken. Eine Sicht auf eine schmerzhafte Körperlichkeit mit den Augen einer anderen
Welt, ein Rachen, aus dem das eigene Ungeheuer schreit. Vor ihm steht der
Besucher gebannt, bis es Zeit wird zu gehen, bis endgültig etwas getroffen
ist und der Ekel kommt. Roth |