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Still - Life

Peter Bogers

‘1956, lebt in Amsterdam. NL

 

 

Shared Moments, 2001

 

Videoinstallation mit 3 Projektionen, Farbe, Ton, Ca. 20’, Loop

 

Koproduktion: hartware median kunst verein

 

Die Videoskuipturen und -installationen von Peter Bogers untersuchen seit den frühen 9Oer-Jahren die physische und psychische Verfasstheit des Körpers bzw. des Menschen unter den Bedingungen seiner medialen, filmischen und genauer noch seiner audjo-visuellen Reproduktion. Dabei seziert er die filmische Struktur bis auf das 24stel einer Sekunde urn darin Bilder und Gerausche des Körpers bzw. von Handlungen zum Vorschein zu bringen, die wir ohne technische Hilfsmittel nicht wahrzunehmen im Stande wären. In unzähligen Schnittfolgen de- und remontiert Bogers sein ,,Rohmaterial” und verleiht den Dingen, die er beobachtet, damit, ganz im Gegensatz zur Videoclipästhetik, eine ungewohnte Dauer.

Die Videoinstallation ,,Shared Moments” operiert mit der Montage profaner Bilder aus der Alltagswelt, basiert auf einer Vielzahl filmischer Momentaufnahmen, die mit intimer Kameraführung soziale Verhaltensmuster studieren:

Personen, die in Straßencafés sitzen oder aus dem Fenster schauen, Szenen am Bahnhof, Paraglider, ein junger behinderter Mann, der gewaschen wird, ein Kind, das schläft. Die einzelnen Motive wurden dabei über mehrere Tage, Wochen oder Monate entweder an ein und demselben oder an verschiedenen Schauplätzen aufgezeichnet. Ort und Zeitraum jedes dieser Filmprotokolle wird im Untertitel — his zur 24stel Sekunde genau — angegeben. ,,Shared Moments” besteht aus drei Projektionen, wobei jede Projektion wiederum in his zu vier Segmente aufgesplittet wird. Das heißt von den einzelnen Filmprotokollen bzw. Motivstudien — Stragencafés, Bahnhof, Paraglider etc. — werden jeweils drei, sechs oder zwölf zeitlich und räumlich voneinander getrennte Variationen parallel gezeigt. In der Gesamtschau vermittelt das gepatterte Material jedoch den Eindruck einer Simultaneität von Zeit, Raum und Handlung, die faktisch — das belegen auch die Angaben der Untertitel — nicht gegeben ist. Der Eindruck des Simultanen wird zusätzlich verstärkt, da die Bewegungen, Gesten und Handlungen der Personen über digitale Steuerungen nahezu g1eichgeschaltet werden. Das heißt man sieht hier, das man eben nicht das sieht, was man zu sehen glaubt, und kann diese Lücke dennoch nicht begreifen, ähnlich, wie man zwar weiß, dass ein Film aus nur 24 Bildern pro Sekunde besteht, und man die Schnitte dennoch nicht mitdenken kann.

Die einzelnen Szenen in ,,Shared Moments” spitzen sich überdies auf den immer selben ,,Augenblick” zu: Den Moment, in dem die beobachteten Personen — von außen gesteuert —gleichzeitig in die Kamera schauen, das heißt den Blick des Betrachters gleichsam erwidern. Diese Augenblicke bilden quasi die Lücke in Bogers’ rigidem System, das die intimen Momente unabhängig voneinander erlebter ,,Wirklichkeiten” in raum- und zeitlosen, auf den kleinsten gemeinsamen Nenner reduzierten ,,tableaux vivants” fixiert. Die hierdurch zurükkgenommene Intimität der Szenen wird durch die massiven, exzessiven Blickkontakte hin oder zurilck zum — dann seinerseits fixierten —Betrachter verschoben. Erst hier finden die ,,shared moments” als ein Austausch zwischen Bud und Betrachter statt.

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